Orchestra caeli [Himmelsorchester]in Lyrik
Silentium et ludus venti
Die Stille und das Spiel des Windes
Selten sind solche Momente, da kein Laut zugegen ist, da nichts ist, als schwere Stille und man jeden Trost vermisst.
Durch kein Rauschen, Jaulen, Pfeifen macht der Wind dann von sich kund. Auch keine Tiere, Vögel, Grillen hört man mehr zu solcher Stund’.
Und von dieser drückend’ Stille, die jedes Herz in Trauer hüllt, war in diesem Augenblicke das ganze alte Haus erfüllt.
Sie glich der gespannten Ruhe, die wir nach der Schlacht erfahr’n, denn der Wind legte sich wieder, da sein Werk nun war getan.
Lautlos streift der weh’nde Vorhang das blankpolierte Buchenholz vom reich verzierten Himmelbette, das immer war ihr größter Stolz.
Doch außer eines Stückchen Rahmens sieht man davon so gut wie nichts, denn nicht mehr erhellt das Zimmer, als ein Streifen fahlen Mondenlichts.
Dennoch ist’s der bleiche Lichtschein, der ein Wesen offenbart, das, liegend auf dem weißen Laken, selten ist in seiner Art.
Gleich der Blüte einer Rose, zart und leicht, unendlich rein, ist es ein Bild vollkomm’ner Unschuld, wie es nicht könnte schöner sein.
Nur bedeckt von Seidentüchern, die weiche Formen lassen seh’n, gibt es an ihr bloß einen Fehler, der alle Freude lässt vergeh’n.
Es sind zwei kleine, runde Wunden, aus denen dünn ein Rinnsal fließt, über Hals und Schultern tröpfelt und sich rot ins Tuch ergießt.
Mit dem Blut wich auch das Leben, ward sein Trunk, sein einzig Mahl. Nun ist’s vorbei mit ihrer Unschuld und ihrem Dasein allemal.
Nun wisst Ihr was sein Werk gewesen, und was das Schicksal dieses Kindes, und auch worauf die Stille folgte, die auch nun weicht – dem Spiel des Windes.
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